Fragen & Antworten

Welchen Einfluss haben Bürger bei der Bestimmung von Windparkstandorten und bei dem Genehmigungsverfahren?

Sowohl bei Aufstellung des Regionalplans als auch bei der Erarbeitung des Flächennutzungsplans durch die Gemeinde können sich Bürger einbringen. Ebenso später im Genehmigungsverfahren. Ein im Rahmen des Forschungsprojekts "Dezent Zivil" entstandenes Video erklärt gut verständlich den Prozess der Standortfindung und die Einflussmöglichkeiten der Bürgerschaft.

Warum ist die Anzahl der Volllastunden bei Windenergieanlagen kein geeignetes Kriterium zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit oder der Windhöfigkeit?

Volllaststunden sind ein Maß für den Nutzungsgrad einer technischen Anlage. Sie bezeichnen die Anzahl von Stunden, die eine Anlage unter Volllast betrieben werden müsste, um die komplette Jahresstromproduktion einer Anlage zu erzeugen.

Volllaststunden sind kein Maßstab für die Windhöfigkeit eines Standortes, weil sie in hohem Maße von der Anlagentechnik abhängen - insbesondere vom Verhältnis der Rotorgröße zur Nennleistung des Generators. Dadurch können moderne Schwachwindanlagen (relativ großer Rotor bei kleinem Generator) gegenüber älteren Anlagen an einem Standort mit der gleichen Windhöfigkeit eine größere Anzahl an Volllaststunden erzielen.

Die Volllaststundenzahl ist auch kein Maß für die Wirtschaftlichkeit einer Anlage. Ein relativ brauchbares Maß ist hier eher die Relation zwischen den Investitionskosten (inklusive Kosten für Infrastruktur etc.) und dem erzielbaren Jahresstromertrag. Denn: Eine hohe Anzahl von Volllaststunden nutzt gar nichts, wenn man sie teuer bezahlen muss. Dank moderner Anlagentechnik kann heute bei gleichen Investitionskosten ein höherer Jahresstromertrag erzielt werden als noch vor zehn Jahren. Das erklärt, warum zum Beispiel 1500 Volllaststunden früher nicht wirtschaftlich gewesen sein können, es heute aber sind.

Letzlich kann die Wirtschaftlichkeit einer Anlage nur in einer vollständigen Prognoserechnung über die geplante Laufzeit ermittelt werden. Entscheidend für die Zuverlässigkeit von Prognoserechnungen ist die Qualität der Windgutachten. Im Falle des Bürgerwindparks Südliche Ortenau wurden zwei sehr erfahrene und als eher konservativ bekannte Windgutachter ausgewählt. Auch haben wir gegenüber den Pionieren, die bereits in den letzten 15 Jahren im Schwarzwald Anlagen installiert haben, einen großen Vorteil, weil die tatsächlichen Ertragsdaten dieser Anlagen in die Modelle der neuen Prognoserechnungen einfließen. Wir lernen also fortlaufend, gegebenenfalls auch aus den Fehleinschätzungen von gestern, und wissen gestützt auf diese Daten heute über das Windfeld der Region viel besser Bescheid.

Ist durch den Bürgerwindpark ein Rückgang des Tourismus zu befürchten?

Alle Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass Windenergieanlagen keinen negativen Einfluss auf den Tourismus haben. Sogar in Bundesländern mit ungleich mehr Windenergieanlagen als Baden-Württemberg. So hat die aus Reiseanalyse, Gästebefragung und Gruppendiskussionen bestehende Studie „Einflussananalyse Erneuerbare Energien und Tourismus in Schleswig-Holstein“ gezeigt, dass sich 94 Prozent der Touristen in Schleswig-Holstein nicht an den dort vorhandenen Anlagen stören. Befragt, aus welchen Gründen Sie von einer weiteren Reise nach Schleswig-Holstein Abstand nehmen würden, nennen Urlauber in der vom Kieler Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT) erstellten Untersuchung in abnehmender Wichtigkeit diese Gründe: „Lieber woanders hin“, Wetter, Preis-Leistung, Ortsbild, Verkehrssituation, Qualität Unterkunft, Gastfreundlichkeit und Qualität der Gastronomie. Erst an achter Stelle wird als Ablehnungsgrund das Landschaftsbild genannt. Die Studie wurde gemeinschaftlich beauftragt, u.a. vom Bundesverband Windenergie, der Wirtschaftsförderungs- gesellschaft Nordfriesland und dem Bauernverband Schleswig-Holstein.

Gefährden die Windkraftanlagen das Schuttertäler Grundwasser?

Da die geplanten Windkraftanlagen alle auf den Höhenrücken und damit im Bereich der oberirdischen wie auch vermutlich der unterirdischen Wasserscheiden liegen, kann davon ausgegangen werden, dass die Grundwasseroberfläche tiefer als drei bis fünf Meter unter der Geländeoberfläche liegt. Damit hat der Fundamentbau nur ein geringfügigen bzw. gar keinen Einfluss auf das Aquifer. Es sind deshalb keine Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt zu erwarten.

Während der Bauphase wird eine mikrobiologische und hydrochemische Gefährdung des Grundwassers durch Vorsorgemaßnahmen  ausgeschlosssen.

Die durch die Flächenversiegelung dauerhaft entstehende Reduzierung der Grundwasserneubildung um ca. 0,04 Liter pro Sekunde ist angesichts der sonstigen Gesamtgrundwasserneubildung vernachläsigbar gering. Ein Fachbüro für Hydrogeologie kommt deshalb zu dem Ergebnis, dass keine spürbare Beeinträchtigung der Schüttung der öffentlichen Quellen zu erwarten ist

Wird auf dem Haubühl eine Windkraftanlage errichtet?

Auf dem Haubühl wird keine Windkraftanlage errichtet! Vielmehr wird die fragliche Anlage 400 Meter hinter dem Haubühl in unmittelbarer Nähe zur Gemarkungsgrenze Ringsheim am Totenruhplatz errichtet. Die Koordinaten der Anlage sind GK 3.420.840  5.346.010

Im Genehmigungsantrag wurde abweichend hiervon ein Standort eingereicht, der nur 250 Meter hinter dem Gipfel des Haubühl liegt, da die Gemeinde Ringsheim zu diesem Zeitpunkt noch keine Zustimmung zu dem angestrebten grenznahen Standort erteilt hatte.

Diese Zustimmung liegt jetzt vor. Green City Energy AG lässt deshalb derzeit alle Gutachten ändern, um die aktualisierten Unterlagen für den grenznahen Standort Anfang September beim Landratsamt einreichen zu können. Durch die Verschiebung des Standorts wird die Sichtbarkeit der Windkraftanlage von Dörlinbach deutlich reduziert.

Folgender Kartenausschnitt zeigt die genaue Lage des neuen Standorts. Bitte klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.

Wie wurden die Belange des Naturschutzes berücksichtigt?

Die gesamte Detailplanung sowie die Bauphase erfolgt in enger Abstimmung mit erfahrenen Biologen und mit Blick auf den Waldbestand und die Fauna so schonend wie möglich.

Bezüglich Artenschutz ist der Standort verglichen mit anderen Gebieten des Schwarzwaldes relativ konfliktarm, da er keinen Bestand an besonders gefährdeten Arten wie etwa Milan, Auerhahn, Wanderfalken oder Wespenbussard aufweist. Wie praktisch alle Wald-Standorte wird der Standort von Fledermäusen bewohnt. Diese wurden am gesamten Standort über etwas anderthalb Jahre von Spezialisten beobachtet und kartiert.  Während der Bauphase unterliegt das Projekt an diesbezüglich kritischen Standorten erheblichen Restriktionen, wie z.B. ein Baustopp während der Sommermonate.

Nach Inbetriebnahme der Anlagen wird ein aufwändiges Fledermausmonitoring betrieben, und der Betrieb der Anlagen in den Zeiten zurückgefahren, in denen eine erhöhte Kollisionsgefahr mit den Fledermäusen besteht (insbesondere abends bei windschwacher und warmer Witterung).

Da eine Störung der Fledermauspopulation dennoch unvermeidbar ist, werden benachbarte und geeignete Waldflächen von mehr als zehn Hektar aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen, um als Ausweich-Habitat für die Fledermäuse zu dienen.

Die vorläufig insolvente Firma Prokon ist mit ihren Genussrechten in die Schlagzeilen geraten. Wie wird sich das Beteiligungsangebot von Green City Energy von dem Prokon-Angebot unterscheiden?

Voraussichtlich Anfang 2015 wird Green City Energy ein mit dem Bürgerwindpark Südliche Ortenau zusammenhängendes Beteiligungsangebot veröffentlichen. Ein wesentlicher Unterschied zu dem Angebot von Prokon wird sein, dass das Beteiligungsangebot direkt von der Projektgesellschaft, der Bürgerwindpark Südliche Ortenau GmbH, herausgeben wird. Bei Prokon erfolgte die Beteiligung an einem wirtschaftlich intransparenten Geflecht von Unternehmen mit sehr verschiedenen Geschäftsbereichen, für welches keine konsolidierte Bilanz veröffentlicht wurde.

Prokon warb zudem mit einer Verzinsung von rund 8%, welche nach Einschätzung von Fachleuten mit dem betriebenen Anlagen-Portfolio nicht nachhaltig bedient werden konnte. In der Konsequent mussten die Zinszahlungen aus jeweils neu eingeworbenen Mitteln erfolgen.

Eine Stellungnahme von Green City Energy zu den Vorgängen um Prokon finden Sie hier.

Nicht alle Windenergie-Projekte in der Region waren für die Anleger ein wirtschaftlicher Erfolg. Warum sollte dies beim Projekt Bürgerwindpark Südliche Ortenau besser werden?

Wir haben gegenüber diesen Pionieren den großen Vorteil, dass die Windgutachter auf die Erfahrungen in Form von Ertragsdaten zugreifen können. Diese wurden mittels einer Sodarmessung und einem Langzeitabgleich auf den Standort übertragen (weitere Informationen siehe Frage zur Windmessung).

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die langfristigen Windverhältnisse. Diese waren in den 80er und 90er Jahren deutlich besser als in den Jahren seit der Jahrtausendwende. Die in der Vergangenheit erstellten Ertragsprognosen gingen also von deutlich höheren langfristigen Durchschnittswerten für die Windgeschwindigkeiten aus. Dieser sogenannte Windindex wurde in den letzten 15 Jahren mehrfach nach unten korrigiert, sodass wir heute generell von konservativeren Annahmen bezüglich Windaufkommen  und -geschwindigkeit ausgehen.

Wird zur Abschätzung des Ertrags des Bürgerwindparks Südliche Ortenau auch eine Windmessung durchgeführt?

Ja, zwischen dem 18. Dezember 2013 und Ende Mai 2014 wurden durch den Gutachter anemos-jacob am „Schwiebögle“ auf dem Höhenrücken zwischen Ringsheim und Schuttertal Windmessungen mit Hilfe eines sogenannten Sodargeräts durchgeführt. Für diesen Zeitraum liegen den Gutachtern auch die detaillierten Steuerungsdaten einer Windkraftanlage sowie der Ertragsdaten weiterer Anlagen in der näheren Umgebung vor. Ergänzend wurden die Daten mehrerer Wetterstationen der Region berücksichtigt.

Bei der Sodarmessung werden Schallimpulse gebündelt in die Atmosphäre geschickt. Ein Teil der Schallwellen wird zurückgestreut und wieder von dem Gerät empfangen. Aus der gemessenen Laufzeit, der empfangenen Intensität sowie anderen Messwerten lassen sich Windrichtung und Windgeschwindigkeit vom Boden bis in 200 Metern Höhe errechnen. Diese Messmethode eignet sich gut zur Abschätzung des Windaufkommens am Standort des Bürgerwindparks Südliche Ortenau, da hier langjährige Referenzdaten von benachbarten Anlagen vorliegen, was die Vorhersagekraft und Verlässlichkeit der errechneten Werte deutlich verbessert.

Wovon hängt die Prognose eines Windgutachtens und damit die Vorhersage des Windaufkommens am Windparkstandort ab?

Die Prognose eines Windgutachtens hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Windgutachter können insbesondere wegen unterschiedlicher Berechnungsmodelle zu abweichenden Vorhersagen für das Windaufkommen an einem Windparkstandort kommen.

In jedem Fall sinnvoll ist es, eigene Windmessungen am geplanten Windparkstandort zu unternehmen. Allerdings deckt die Messung naturgemäß immer nur einen überschaubaren Zeitraum ab. Innerhalb dieser Zeit kann das Windaufkommen ungewöhnlich stark oder schwach sein und so ein falsches Bild vom durchschnittlichen Windangebot am Standort liefern. Der gemessene Zeitraum und die erhobenen Messdaten müssen deshalb in Bezug zu einem längeren Zeithorizont gesetzt werden. Hierzu gibt es verschiedene Verfahren, die sich von Gutachter zu Gutachter unterscheiden und somit auch zu differierenden Ergebnissen führen können.

Bei Windparks mit mehr als einer Windkraftanlage müssen die Messwerte zudem mit einem Strömungsmodell auf die anderen Standorte der geplanten Windenergieanlagen übertragen werden. Auch hier stehen dem Gutachter verschiedene Modelle mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen zur Verfügung, die die Prognose des Gutachters beeinflussen.

Nicht zuletzt muss der Gutachter die Erträge der einzelnen Windenergieanlagen um die gegenseitigen Verschattungseffekte korrigieren und in Bezug auf die Leistungskennlinie der Anlage gegebenenfalls Abschläge der prognostizierten Stromproduktion vornehmen.

Damit am Ende eine solide und belastbare Prognose des Windaufkommens und der Stromproduktion eines Windparks steht, müssen alle Teile, die zum Ergebnis beitragen, kritisch hinterfragt und kombiniert werden. Obwohl dies computergestützt in Simulationsprogrammen erfolgt, kommt es hierbei auch stark auf die Erfahrung des Windgutachters an, weshalb bei der Auswahl der Gutachter für den Bürgerwindpark Südliche Ortenau deren langjährige Erfahrung, insbesondere auch in unserer Region, eine wesentliche Rolle gespielt hat.